Individ. Behandlungssit. und Versorgungsentscheid.

A Aspekte individueller Behandlungssituationen und Versorgungsentscheidungen

Aus den Praxisberichten von Ethikberatungen/ in klinischen Ethikkomitees bzw. Ethikbeiräten der Altenhilfeeinrichtungen fokussieren sich die Themenfelder und die Fragestellungen oft um die Einwilligung zu bestimmten Behandlungs- oder Versorgungsangeboten – respektive deren Sinnhaftigkeit. Hierbei wurden in den vergangenen fünf Jahren grundlegende Problematiken fachlich und rechtlich angegangen und zur Klärung vorbereitet, z.B. die Frage nach der Reichweite und Verbindlichkeit von Patientenverfügungen.

Ein wichtiger Faktor für die Bearbeitung individueller Fallgeschichten in der Altenhilfe ist das Einbeziehen von Angehörigen (in einer Rolle des Auskunftsgebens) bzw. von Personen, die im persönlichen oder gesetzlichen Auftrag eine Betreuung- oder Vertretungsrolle wahrnehmen.

Für die einzelne Entscheidungssituation ergeben sich immer wieder aktuelles Wissen, das sich auch in der Ethikberatung wiederfinden sollte – und für alle Beteiligte neue Handlungsalternativen, zum Beispiel, wenn es um Entscheidungsfähigkeit bzw. den aktuellen/mutmaßlichen Willen geht:


Ein Phänomen, das BewohnerInnen offenbar sehr in Mitleidenschaft zieht, ist bis die Polypharmazie (3 oder mehr Medikamente, deren Miteinanderwirkung nicht ausreichend bekannt ist oder von denen nicht erwünschte Nebenwirkungen ausgehen). Dies beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, sondern verhindert immer wieder, dass sie selbst sich aktuell und verständlich zu Behandlungsentscheidungen äußern.
Es passiert immer wieder, dass vermeintliche ethische Fragen in Wirklichkeit auf fehlende fachliche Kompetenzen stoßen; so kann bei einer akuten Verwirrtheit statt einer ethischen Fallberatung zur Frage von Entscheidungsfähigkeit und mutmaßlichen Willen durchaus auch eine übersehene Delir-Symptomatik zur Debatte stehen.
Das palliative Prinzip‚ wenn kurativ keine sinnvollen Behandlungsangebote mehr zu machen sind, dann eröffnet eben unterschiedlichste palliative Alternativen – bis hin zur Frage, ob und welche Einrichtung der geeignete Ort für die letzte Lebensphase darstellt und wie er finanziert werden kann.

Literaturhinweise

Deutscher Ethikrat (Hrsg.) (2012). Demenz und Selbstbestimmung. Stellungnahme.
Frühwald, Th., Böhmdorfer, B., Iglseder, B., Jagsch, B., Weissenberger-Leduc, M. (2014), Delir. Ein häufiges Syndrom in Alter - eine interdisziplinäre Herausforderung, Wien: facultas.wuv Universitätsverlag; als pdf-Download: http://www.geriatrie-online.at/dynasite.cfm?dsmid=116145
Giese, Konstanze (2005): Falldiskussion als Reflexion eigener Praxis, in: „für alle Fälle ...“ Arbeit mit Fallgeschichten in der Pflegeethik, herausgegeben von der Arbeitsgruppe „Pflege und Ethik“ der Akademie für Ethik in der Medizin e.V. Kunz: Hannover, 155-167
Loewy E, Springer-Loewy R (2005) Ethische Fragen am Ende des Lebens. In: Pleschberger S, Heimerl K, Wild M (Hrsg.) Palliativpflege. Grundlagen für Praxis und Unterricht. 2. Aufl. Wien: Facultas, S. 137–148.
Schicktanz S., Schweda M. (Hrsg.) (2012). Pro-Age oder Anti-Aging. Altern im Fokus der modernen Medizin. Frankfurt/New York: Campus.
Österreichische Gesellschaft für Alterspsychiatrie und Alterspsychotherapie (ÖGAPP) www.alterspsychiatrie.at

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